In Bälde wird es wohl verschwunden sein, das kleine Haus in der Hardtstraße 22, in dem Mühlburgs älteste Pizzeria untergebracht ist. Das Gebäude wird einem Neubau, so hoch wie seine Nachbarn, weichen müssen. Mit ihm geht ein weiteres einfaches Wohnhaus verloren. Maßstäblichkeit und Materialität des alten Mühlburg, das zwar eine selbstständige Stadt war, aber eher wie ein Dorf aussah, wird gegen eine völlig andere, moderne eingetauscht. Leider ist es das letzte seiner Art in diesem Straßenabschnitt, der seine ursprüngliche räumliche Fassung längst verloren hat.

Emotionale Dinge, wie das erhoffte Fortbestehen einer beliebten Gastwirtschaft, können kein Maßstab für den Erhalt eines Hauses sein. Der Erhaltenswert liegt – sei es bei Kulturdenkmalen oder sonstigen Gebäuden – ganz klar in der historischen Aussage eines Hauses, wie das berechtigte Bemühen um das ebenfalls abrissgefährdete Torwächterhaus in Durlach jüngst gezeigt hat. Jenes Gebäude ist im direkten Zusammenhang mit der ehemaligen Stadtbefestigung, der unmittelbar benachbarten Kulturdenkmale und nicht zuletzt als Teil der denkmalgeschützten Gesamtanlage Durlach ein viel aussagekräftigerer Baustein für das Verständnis der Geschichte unserer Stadt.

Das Haus Hardtstraße 22 hat seine heutige Gestalt ganz offensichtlich erst im 20. Jahrhundert gefunden. Sockel und Steinrahmungen der Öffnungen der Straßenfassade weisen darauf hin. Ein Blick auf die Rückseite verrät, dass das Anwesen aus unterschiedlichen Zeiten stammt. Offensichtlich wurden zwei ältere Parzellen zusammengelegt, es wurde ohne Anspruch an- und umgebaut und teilweise aufgestockt. Im Unterschied zu hochkarätigeren Bauten, die auch in der Hardtstraße längst verloren oder andernorts immer wieder gefährdet sind und für deren Erhalt argumentiert werden sollte, ist für uns im Fall Hardtstraße 22 aufgrund der bescheidenen baulichen Substanz und des verlorenen städtebaulichen Rahmens die Entscheidung der Behörden und des Investors nachvollziehbar.