Am Tag des offenen Denkmals lud die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild zu einer Führung auf dem Marktplatz zum Thema „Ein Platz, der alle verbindet“. Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich ca. 100 Bürgerinnen und Bürger an einem schattigen Platz ein, um Dr. Gerhard Kabierske und seine Ausführungen zur baulichen Geschichte des Platzes zu hören.
Dabei ging es um die Architekturgeschichte aber vor allem auch darum, wie Karlsruherinnen und Karlsruher in vergangener Zeit mit ihrem Marktplatz umgingen. Denn dieser Platz, den der badischen Baumeister und Städtebauer des Klassizismus Friedrich Weinbrenner als bürgerliches Gegengewicht zum Adelssitz Karlsruher Schloss ab 1800 entworfen und realisiert hat, steht mit seiner Erneuerung in unserer Zeit auch als zentraler Platz der Stadt im Focus und nicht selten auch in der Kritik. Interessant war daher der Blick in die Geschichte, in der Veränderungen des Platzes thematisiert wurden.
Mit der Gestaltung der Nordseite des Platzes 2010 durch den Abbruch des von Erich Schelling gebauten Hauses bzw. eines Neubaus an gleicher Stelle sowie der nun anstehenden Neugestaltung des gesamten Platzes wird in Argumenten und Planungen oft der klassizistische Maßstab Weinbrenners ins Spiel gebracht – einerseits um ihn als Maßstab zu nehmen, andererseits um genau dies zu brechen.
Der Marktplatz ist das Herz von Karlsruhe, die ‚gute Stube‘ aller Bürgerinnen und Bürger. Die Platzanlage, am Anfang des 19. Jahrhunderts nach einem einheitlichen Konzept von Friedrich Weinbrenner entstanden, gilt international als eine der wichtigsten städtebaulichen Leistungen des Klassizismus. ‚Unser Marktplatz‘ ist ein Ort, der Karlsruhe in aller Welt berühmt macht. Dennoch hat der Platz durch spätere Veränderungen viel von seiner ursprünglichen Wirkung eingebüßt. Und auch aktuell sind Umgestaltungen geplant, die kontrovers diskutiert werden. Der Umgang der Weinbrenner-Stadt Karlsruhe mit ihrem Kulturerbe ist hier besonders prominent im Fokus, der Blick in die Baugeschichte besonders interessant.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.