
Im Jahr des Bauhaus-Jubiläums erinnern Architekturhistoriker an die zentrale Rolle, die der Karlsruher Architekt Otto Bartning bei der Gründung des Bauhauses hatte, der 1919 einer der Autoren des Lehrprogramms der Schule war. Im Arbeitsrat für Kunst trafen sich Ende 1918 Maler wie Lyonel Feininger und Max Pechstein, Architketen wie Otto Bartning, Walter Gropius, Erich Mendelsohn und andere.
„Ein Unterrichtsausschuss unter der Leitung von Otto Bartning legte bereits Ende 1918 ein pädagogisches Konzept vor. Oskar Schlemmer nennt ihn den ‚eigentlichen Vater des Bauhaus-Gedankens‘. Denn von Bartnings Konzept ging Gropius, der bald die Leitung des Arbeitsrats übernahm, in seinem Bauhaus-Programm aus.“ (Dietrich Heißenbüttel)
Otto Bartning notierte später mit bitterem Unterton: „An meinem Schreibtisch (…) hatte Gropius mit mir in grossen graphischen Schematen und lapidaren Grundsätzen den Lehrplan eines ‚Bauhauses‘ aufgestellt. Ich war dann ein Viertel Jahr lang krank im Schwarzwald. Als ich zurückkehrte, war das Bauhaus in Weimar gegründet. Freunde, d.h. sogenannte Freunde sagten mir, dass….usw. Es war ein echter Schmerz, der mich aber sehr bald lehrte, dass Schemata und Grundsätze nicht viel wert sind, sondern dass bei einer Schule entscheidet, welche Peronen man um sich schart und was man mit ihnen vollbringt. Und hier liegt die grosse, einmalige und wahrhaft weltbewegende Leistung von Walther Gropius, die ich ihm und jedem anderen gegenüber nicht deutlich und freimütig genug betonen kann.“
1926 erhielt Bartning von der Thüringer Staatsregierung den Ruf zur Nachfolge von Gropius, als das Bauhaus nach Dessau vertrieben wurde. Bartnings „Staatliche Hochschule für Handwerk und Baukunst“ wird gern als „Das andere Bauhaus“ bezeichnet. In der kurzen Zeit bis zur Zerschlagung 1930 durch die Nazis erlangte die Bauhochschule in Weimar ein anerkannt eigenständiges Profil. Sie war weit weniger spektakulär als das Bauhaus von Gropius, dafür aber bodenständiger und pragmatischer – mit dem Zeitpunkt der Einführung von Architekturabteilung und Architektenausbildung, der Kernidee des Bauhauses also, diesem sogar um ein Jahr voraus.
Hinweis auf die Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Stadtbild:
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